Gürtelsystem
Die Bedeutung der Farben
Kontroversen
Farben bei Mar de Itapuã
Die unterschiedlichen Lernphasen werden in der Capoeira über die “Cordões” (Kordeln) definiert, welche von den Schüler:innen am Gürtel getragen werden und ihre “Graduação”, ihren persönlichen Entwicklungsstand, zeigen.
In der Gruppe Mar de Itapuã sind die Namen der “Graduações” und “Cordões” mit der Geschichte der afro-brasilianischen Sklav:innen, den Schöpfern und Schöpferinnen der Capoeira, verbunden. Jede Graduação symbolisiert einen besonderen Abschnitt ihres langjährigen Freiheitskampfes, und soll an die Leiden und die Erfolge auf diesem Weg erinnern. Somit werden die Lebenserfahrungen jener, die Capoeira einst ins Leben riefen, verinnerlicht und geehrt.
Escravo
Die graue Kordel ist die erste Kordel, die der/die Capoeirista erhält. Sie symbolisiert die eisernen Ketten der Sklav:innen. In dieser Phase widmet sich der/die Capoeirista der “Befreiung seines/ihres Körpers”, sensibilisiert sich für den Rhythmus der Musik und teilt seine Entwicklungen in ihren/seinen ersten Spielerfahrungen mit dem Partner. Diese Phase symbolisiert den harten Kampf der Sklav:innen für Freiheit und hilft uns auch unsere eigenen “Versklavungen” in unserem Alltag zu erkennen und zu überwinden.
Fugitivo
In dieser zweiten Phase befreien wir unseren Körper, unseren Geist, unsere Gefühle und unsere Seele immer mehr aus den eigenen Gefängnisse und richten unsere Aufmerksamkeit den Möglichkeiten unserer Freiheit entgegen.
Diese Phase erinnert an die Flucht der Sklav:innen aus der Gefangenschaft – hin zu Orten der Freiheit und des Widerstandes, den Quilombos (historischer Begriff für die versteckten Siedlungen geflohener Sklav:innen)
Quilombola
Die Flucht, als Alternative zur Rebellion, war für die Sklav:innen damals der bevorzugtere Weg in die Freiheit. Die Geflüchteten organisierten sich in den verschiedenen Quilombos und bildeten unabhängige Gemeinschaften, jede mit ihren sozio-dynamischen Eigenheiten und großem kulturellem Reichtum. Meist waren sie auch politisch und wirtschaftlich gut strukturiert.
In dieser Phase war Capoeira nicht nur eine sportliche und kulturelle Praxis, sondern auch eine notwendige Waffe zur Verteidigung der Quilombos.
Die geflüchteten Sklav:innen kamen wieder mit dem Gefühl der Freiheit ihres Wesens in Berührung und entdeckten in Capoeira Geheimnisse und Mechanismen, die es ihnen in einer Zeit der Unterdrückung ermöglichten, sich physisch, kulturell, emotional, psychologisch und spirituell zu verteidigen.
Es waren beige Kordeln, mit denen sich die Geflüchteten in den Quilombos die Hosen banden, und es sind beige Kordeln, die wir für die Repräsentation dieser Lernphase verwenden.
Vagante
Diese Phase stellt den Moment dar, in dem die Quilombos entdeckt und zerstört wurden. Die Überlebenden streunten durch die Wälder und umliegenden Gebiete, wehrten sich oder flohen vor den Überraschungsangriffen ihrer Unterdrücker.
Nach allem was die Schülerin/der Schüler bisher in seinem Lernprozess erlebt hat, hat er oder sie bereits das notwendige emotionale und psychische Gleichgewicht erlangt um mit dem Geheimnis des Erlernens der Selbstverteidigung zu beginnen.
Liberto/Liberta
Die rassistische Gesellschaft Brasiliens bezeichnete die ehemaligen Sklaven auch nach der endgültigen Abschaffung der Sklaverei (1888) als ignorant, faul und unordentlich, der schlechten Moral und den Süchten verfallen. Folglich missachtete und marginalisierte der Staat weiterhin die afrobrasilianische Bevölkerung. Capoeira (wie auch die meisten anderen afrobrasiliansichen Kulturelemente) wurde gesetzlich verboten.
Die Phase des “Liberto” (=Freigelassener) erinnert an diese Zeit, in der die ehemaligen Sklaven zwar offiziell in Freiheit lebten, aber weiterhin schwer unterdrückt wurden und stets mit psychischen und physischen Angriffen rechnen mussten.
Die rote Farbe dieser Kordel symbolisiert den Schal, den die Capoeiristas um den Hals trugen um sich vor Messerschnitten zu schützen.
Vivência de Estagiário
In dieser Phase trägt der Schüler alle bisherigen Farben in der Kordel: Grau, Beige und rot – sie repräsentiert alle Etappen die der Schüler bisher durchlaufen hat. Historisch bezieht Sich Diese Phase auf die Zeit der Legalisierung von Capoeira in den 1930er Jahren, bis zu Seiner Institutionalisierung in den 1970er Jahren. der Schüler ist nun in der Lage, Alles was er Gelernt hat Anzuwenden und Stets auf Sein Wissen Zurückzugreifen. er Dominiert die Bewegungen, die Lieder, die Spieltechniken, Sowie die Historischen und Kulturellen Grundlagen von Capoeira, und Konzentriert Sich nun auf das Erlernen von Methoden um Sein Wissen Weiterzugeben. er ist nun Sozusagen der Praktikant des Professors Oder Mestres Seiner Gruppe.